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Düsseldorfer Rotkreuz-Frühstück: Die Bewältigung des Ukraine-Konfliktes als Herausforderung für das Rote Kreuz

Düsseldorf, 04.11.2022. Über die Bewältigung des Ukraine-Konfliktes als Herausforderung für das Rote Kreuz sprach am Freitag DRK-Landeskonventionsbeauftragter Michael Sieland beim vierten Düsseldorfer Rotkreuz-Frühstück. Dazu erschienen zahlreiche interessierte Gäste aus den Ministerien, dem Landtag, den Wohlfahrtsverbänden und der Staatskanzlei.

Die Fürsorge für die Opfer von bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen ist seit über 150 Jahren Kernauftrag des Roten Kreuzes auf der ganzen Welt. „Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine hat deutlich vor Augen geführt, welche Bedeutung das in bewaffneten Konflikten anwendbare humanitäre Völkerrecht auch heute hat“ führte Sieland aus. 

Er betonte in diesem Kontext, wie notwendig die Einhaltung der Unparteilichkeits- und Neutralitäts-Grundsätze des Roten Kreuzes seien. Erst durch diese gelinge der Zugang zu allen Konfliktparteien, um humanitäre Hilfe zu leisten. Ziel müsse es sein, Zugang zu den Konfliktparteien sowie zu den Betroffenen aufrecht zu erhalten. Dieser Zugang zu den Betroffenen sei meist auch dann noch möglich, wenn andere Hilfestellungen unmöglich erschienen. Nicht zuletzt solle der Grundsatz der Neutralität die eingesetzten Kräfte davor schützen, zum Ziel der Konfliktparteien zu werden. 

Der Bedarf an humanitärer Hilfe in der Ukraine sei enorm: Schon jetzt benötigen etwa 18 Millionen Menschen in diesem Land humanitäre Hilfen. 6,9 Millionen Menschen seien alleine innerhalb der Ukraine auf der Flucht, 7,7 Millionen Geflüchtete gebe es aktuell in Europa, 16.150 zivile Opfer habe der Krieg bislang gefordert. All das mache deutlich, wie wichtig die humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine sei. Die Hilfen für die Ukraine seien beim Ausbruch des Krieges auch deshalb zügig anlaufen können, weil das Rote Kreuz in nahezu jedem Land vertreten sei. Das mache internationale Hilfen unkompliziert und reibungslos möglich.  

Kritisch bewertete Sieland privat durchgeführten Hilfskonvois, die – insbesondere zu Beginn des Ukrainekriegs – von Deutschland aus durchgeführt wurden. Unkoordinierte und unabgesprochene Spenden seien nicht hilfreich. Mit Geldspenden sei auch deshalb mehr geholfen, weil dann das angeschafft werden könne, was vor Ort gebraucht werde. Das sei effizienter und viel zielgenauer möglich, als ein Hilfstransport. 

Sieland ging in seinem Vortrag auch auf die umfangreichen Hilfeleistungen des Deutschen Roten Kreuzes für die Menschen aus der Ukraine ein: Das DRK betreibe aktuell 9 mobile Gesundheitseinrichtungen. 692 Menschen erhielten alleine im Monat August Unterstützung im Rahmen des häuslichen Besuchs- und Pflegedienstes - 158 sozial Helfende engagieren sich dafür. Menschen mit besonderen Bedürfnissen konnten aus der Ukraine evakuiert werden. Darüber hinaus unterstütze das DRK die lokalen Partner bei der Vorbereitung auf den Winter. Auch in Polen und Litauen engagiere sich das DRK für die Menschen aus der Ukraine, etwa durch Bargeldhilfen und Einkaufsgutscheinen. Das DRK koordiniere zudem etwa die Hilfsgüter über ein eingerichtetes Logistikzentrum in Lublin. 

Sieland betonte darüber hinaus die wichtige Rolle des DRK-Suchdienstes im Ukrainekrieg hin: Alleine 222 Suchanfragen seien in diesem Kontext bislang bearbeitet und beantwortet worden.   

Die Gäste des vierten Düsseldorfer Rotkreuzfrühstücks erhielten mit dem Vortrag einen umfassenden Blick sowohl auf die konkreten Hilfsmaßnahmen als auch auf die besondere Rolle des Roten Kreuzes im Kontext des Humanitären Völkerrechts und der Genfer Konventionen.